Der vegane Lebensstil wird heiß diskutiert und weckt das Interesse von immer mehr Menschen. Aus gesundheitlichen oder ethischen Gründen und im Rahmen des Umweltschutzes entscheiden sich Menschen hierzulande für den vollständigen Verzicht auf tierische Produkte. In Deutschland ernähren sich inzwischen mehr als drei Prozent der Bevölkerung vegan, was ein deutlicher Anstieg der Veganer in der Gesellschaft im Vergleich zu früheren Jahren ist. Die Vorteile eines veganen Lebens sind hinlänglich bekannt.
Doch sind damit auch Nachteile verbunden und wenn ja, wie kann man sinnvoll mit ihnen umgehen?
Umstellung auf veganes Leben fordert Zeit und Energie
Gerade der Einstieg in einen veganen Lebensstil ist zunächst eine Herausforderung. Beim Einkauf müssen plötzlich Inhaltsangaben und Zutatenlisten genau studiert werden, denn nicht alle veganen Lebensmittel sind auch als solche gekennzeichnet. Auch beim Kochen ist plötzlich vieles anders, denn so manches Gericht steht ab sofort nicht mehr auf dem Speiseplan und es gilt neue, vegane Rezepte auszuprobieren oder Ersatzzutaten für Milch, Eier und Fleisch zu finden. Das erfordert etwas Zeit und genau die sollte man sich zu Beginn nehmen. Im Gegenzug lernt man jedoch jede Menge über Nahrungsmittel, die Herstellung von Lebensmitteln und erweitert seine Kochfähigkeiten enorm. Ausprobieren kann durchaus Spaß machen und in diesem Fall sogar sehr lecker sein. Einfacher ist der Umstieg in ein veganes Leben, wenn man sich Unterstützung von erfahrenen Veganern aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis holt.
Laut DGE: keine Vorteile gegenüber vegetarischer Ernährung
Die deutsche Gesellschaft für Ernährung, kurz DGE, ist zur Erkenntnis gekommen, dass Veganer gegenüber Vegetariern keine Vorteile für die eigene Gesundheit haben. Allerdings sollte man diese Aussage der DGE genauer unter die Lupe nehmen. Es geht hierbei ausschließlich um mögliche positive Einflüsse auf die Gesundheit des Menschen, welche laut DGE nicht vorliegen. Einen wichtigen Vorteil der veganen Ernährung lässt die DGE dabei gänzlich unbeachtet: das Vermeiden von Tierleid. Wer sich vegetarisch ernährt, verzichtet zwar auf Fleisch und Fisch, unterstützt durch den Verzehr von Milchprodukten oder Eiern jedoch die Massentierhaltung. Wer hingegen komplett auf tierische Produkte auf dem Speiseplan und im Alltag verzichtet, der setzt sich für das Tierwohl und den Klimaschutz ein.
Bei unausgewogener Ernährung ist Nährstoffmangel möglich
Durch eine ausgewogene Ernährung führen wir unserem Organismus in der Regel alle notwendigen Nährstoffe in ausreichender Menge zu. Beim Verzicht auf bestimmte Lebensmittelgruppen wie etwa tierische Produkte sollte hier ein besonderes Augenmerk liegen. Ein Nährstoffmangel ist kein Problem, welches nur Veganer betrifft. Viele Menschen erzielen durch ihre Ernährung keine ausreichende Versorgung beispielsweise mit Folsäure und Eisen. Auch ein Mangel an Vitamin D ist weit verbreitet. Das wird übrigens nicht mit Nahrung aufgenommen, sondern beim Kontakt der Haut mit Sonnenlicht vom Körper selbst gebildet. Allerdings haben Veganer bezogen auf einen Nährstoff ein deutlich höheres Risiko einer Mangelversorgung. Es besteht vor allem das Risiko, nicht ausreichend Vitamin B12 zuzuführen. Hier ist es sinnvoll, über den Hausarzt regelmäßig abklären zu lassen, ob eine ausreichende Nährstoffversorgung vorliegt. Andernfalls ist es möglich, den Speiseplan gezielt umzustellen oder mit Nahrungsergänzungsmitteln die Nährstoffversorgung zu optimieren.
Nicht alle veganen Lebensmittel sind gesund
Wer davon ausgeht, dass eine vegane Ernährung grundsätzlich gesünder als eine vegetarische oder fleischbasierte Ernährung ist, der irrt. Gerade industriell hergestellte Fleischersatzprodukte enthalten teilweise viele künstliche Zusätze und eine nicht unerhebliche Menge Zucker. Personen, die sich vegan und gleichzeitig gesund sowie kalorienbewusst ernähren möchte, sollten daher nur selten zu Fleischersatzprodukten greifen und stattdessen viele unverarbeitete Lebensmittel in den Speiseplan aufnehmen. Wer selbst frisch kocht, der behält den Überblick über zugefügten Zucker und andere Zusätze. Auf diese Weise kann eine vegane Ernährungsform durchaus einen gesunden Lebensstil unterstützen.
Neue Herausforderungen in zwischenmenschlichen Beziehungen
Auch im sozialen Miteinander kann ein veganer Lebensstil möglicherweise einige Probleme mit sich bringen. Wenn Freunde oder Verwandte mit Ablehnung statt Verständnis oder Interesse reagieren, kann das zu ergebnislosen Diskussionen oder sogar zum Ende von Freundschaften führen. Allerdings liegt darin auch eine Chance, denn mit dem Umstieg auf eine vegane Ernährung knüpft man schnell Kontakt zur veganen Community und hier gibt es jede Menge neue Menschen, die man kennenlernen kann. Ein gemeinsames Interesse besteht hier bereits: die Beschäftigung mit dem Veganismus. Daran lässt sich sicherlich anknüpfen und vielleicht entstehen schon bald neue Freundschaften.
Steigende Lebenserwartung
Ob dieser Punkt nun ein Nachteil, eine Begleiterscheinung oder vielleicht doch ein Vorteil ist, liegt immer im Blickwinkel des Betrachters. Studien belegen, dass Veganer eine höhere Lebenserwartung haben als Menschen, die Fleisch essen. Eine Studie der Loma-Linda-Universität hat ergeben, dass Vegetarier durchschnittlich sieben Jahre länger als Fleischesser leben. Bei Veganern steigt die Lebenserwartung sogar um fünfzehn Jahre. Mit den gesundheitlichen Folgen einer fleischfreien Ernährung hat sich zudem eine britische Studie befasst. Sie hat über einen Zeitraum von zwölf Jahren 5.000 Fleischesser und 6.000 Vegetarier begleitet. Laut dieser Studie hatten Vegetarier ein 40 Prozent niedrigeres Risiko, durch eine Krebserkrankung zu sterben. Eine höhere Lebenserwartung bedeutet mehr Lebenszeit, die man für seine eigenen Interessen und Ziele nutzen kann.