Werte in einer Beziehung – Voraussetzung für ein glückliches Leben?
Werte und Wertevorstellungen
Neben den Werten, die die Gesellschaft und durch die Kultur eines Volkes das öffentliche Leben bestimmen, sind persönliche Werte für jeden Menschen von hoher Bedeutung. Sie entstehen aus Überzeugungen und persönlichen Vorstellungen von Moral. Sie bedeuten für den Einzelnen das Gute und Erstrebenswerte und bestimmen das Verhalten in Situationen bestimmter Lebensbereiche.
Werte geben die Richtung des persönlichen Handelns an. Als Bestandteil von Motivationen sind sie Kraft und Motor für Lebensentwürfe oder notwendig gewordene Veränderungen.
Werte sind die Basis und das Ziel zugleich. Daraus ergibt sich ihre Wechselbeziehung, die letzten Endes darauf ausgerichtet ist, zufrieden und glücklich zu sein.
Werte können individuell gelebt werden oder das Handeln einer Gemeinschaft bestimmen. Unterschiedliche Werte führen zu Auseinandersetzungen über die Wertvorstellungen und können in einem konstruktiven Ringen um das Beste zu neuen gemeinsamen Werten führen und als Maßstab für richtig oder falsch gesetzt werden. Daraus entstehende Normen und Regeln bestimmen das gemeinsame Leben in Gruppen oder Paarbeziehungen.
Gegensätze ziehen sich an oder etwa doch nicht?
Was ist dran an der Behauptung, dass sich bei der Partnerwahl zwei finden, die Gegensätze haben und sich anziehen wie Magnete mit ihrem Minus- und Pluspol?
Tatsächlich lernten sich häufig spätere Paare kennen, weil sie bei dem anderen das fanden, was sie selbst an sich vermissten. Da trafen die stille Zurückhaltung des einen auf die unbeschwerte Fröhlichkeit des anderen aufeinander oder die Sehnsucht nach Geborgenheit fand die Erfüllung bei dem, der sie versprach. Die Abenteuerlust steckte den an, der sich nie wagte, über die eigenen Grenzen zu gehen.
Hier handelt es sich um Eigenschaften, die auf den, der sie nicht aufweisen kann, einen unwiderstehlichen Reiz ausüben. Werte und die Wertvorstellung gehen darüber hinaus. Sie liegen tiefer. Wie einer sich zeigt oder in Erscheinung tritt, ist erst einmal nur Oberfläche.
Werte bestimmen unser Handeln
Bei allen Unterschieden in unseren Eigenschaften richten wir unser Handeln und Verhalten dann nach gleichen Leitlinien aus, wenn unsere Werte die gleichen sind. Sie weisen uns nicht nur die Richtung, sondern geben uns die Art und Weise zur Erreichung der Ziele vor und bestimmen den Umgang miteinander.
Sich suchen und finden – wo Beziehungen entstehen
Es ist nicht verwunderlich, dass die meisten Beziehungen dort entstehen, wo mehr oder weniges Gemeinsames zusammentrifft. Menschen mit gleichen Interessen im Job oder in der Freizeit, im Urlaub oder bei kulturellen oder politischen Aktivitäten verfolgen die Verwirklichung gleicher Ziele. Es genügen Schnittmengen an Gemeinsamkeiten, die Menschen zusammenführen, weil oft ihre Werte die gleichen sind.
Feste und Feiern als Traditionen gelebt, die Gleichberechtigung und der Kampf um die Erhaltung der Erde sind Beispiele für das Zusammentreffen verschiedener Menschen mit den gleichen gesellschaftlichen Wertevorstellung. Sie gehen, ohne sich zu binden, für eine Zeit einen gemeinsamen Weg für ein gemeinsames Ziel.
Wenn Menschen sich zu einem Paar finden
Beziehungen, die auf Dauer ausgerichtet sind, zeichnen sich durch Intimität, Freundschaft oder Liebe aus. Die Wertvorstellungen von Familie, Ernährungsgrundsätzen, Kindererziehung, Karriere, Religionszugehörigkeit, Fürsorge, Treue, Verantwortung und Zusammenhalt bestimmen ihr Zusammenleben. Aus diesem heraus entwickeln sich die Regeln des gemeinsamen Lebens und die Abläufe des Alltags. Die Basis bilden Respekt und Vertrauen.
Wer sich in den anderen Händen „gut aufgehoben“ fühlt, weiß, dass er dem anderen in allen Situationen so wichtig ist wie er sich selbst. Die gegenseitige Bereitschaft, Verantwortung für sich, den anderen und für eine Sache zu übernehmen, zeugt von einem hohen Wert in einer Beziehung, der Verlässlichkeit.
Drum prüfe, wer sich bindet – ein altes Sprichwort
Wer denkt an Werte, wenn die rosarote Brille auf der Nase sitzt? Selten finden sich Seelenverwandte; die Realität fordert bald die rationale Betrachtung einer Beziehung.
Wer im Austausch darüber ist, welche Werte für ihn von hoher Bedeutsamkeit sind, wird erkennen, ob sich Gemeinsamkeiten bei dem anderen finden. Es braucht Zeit, herauszufinden, ob reizvolle Gegensätze möglicherweise doch in unterschiedlichen Werten münden.
Der Alltag wird zeigen, ob das, was übereinstimmt, für eine partnerschaftliche Bindung genügt. Was unter Freunden stimmig ist, kann möglicherweise nicht ausreichen, wenn Nähe auf Dauer gelebt werden will. Unterschiede und Abweichungen von den eigenen Wertvorstellungen sollten auf den Prüfstand und müssen nicht zwangsläufig zu einer Trennung führen.
Die Auslotung
Beziehungen sind darauf ausgerichtet, gemeinsam glücklich zu sein. Im Idealfall gehen sie auf gleiche Art und Weise, mit übereinstimmenden Überzeugungen, den gemeinsamen Weg.
Gleiche Werte, gleich welcher Art, haben bei jedem einen unterschiedlichen Grad der Bedeutung. Kein Wunder, denn jeder Mensch hat seine eigene, ihn prägende Lebensgeschichte. Was für den einen äußerst wichtig ist, kann bei dem anderen als nachrangig eingeordnet sein.
Wer um die Werte des anderen weiß, hat die Möglichkeit, mit ihnen respektvoll umzugehen und Unterschiede vielleicht zu tolerieren. Werte zu ignorieren, käme einer Missachtung gleich.
Guter Rat ist nicht teuer
Konflikte gehören zum Leben. Der Umgang mit ihnen ist bedeutsamer als der Konflikt an sich – auch in der Partnerschaft. Ein konstruktiver Streit um die Sache endet nicht böse, wenn Folgendes im Blick bleibt:
– Respektvoller Umgang ist das oberste Gebot. Er ist das tragende Element jeder Beziehung.
– Ehrliche Kommunikation ist die Basis für das gegenseitige Verstehen.
– Akzeptanz als eine Möglichkeit schafft die Freiheit für den anderen.
– Toleranz ist eine gute Alternative der wohlwollenden Zugeständnisse als Zeichen der Zuneigung.
– Kompromisse gemeinsam suchen und finden – sie stellen meist die bessere Lösung dar.
Der Zwang zur Aufgabe eines Wertes ist eine Art der Unterdrückung. Paare sollten sich hier im Klaren sein, dass damit möglicherweise eine Grenzüberschreitung vorliegt, die eine echte Herausforderung an die Beziehung darstellt.