Vegan in der Partnerschaft?!

Vegan in der Partnerschaft?!

Schon Leonardo da Vinci sagte: „Es wird die Zeit kommen, in welcher wir das Essen von Tieren ebenso verurteilen, wie wir heute das Essen von unseresgleichen, die Menschenfresserei, verurteilen.“ Heute, mehr als 500 Jahre später, werden immer noch Tiere gegessen. Doch der Lichtblick am Horizont ist eine schnell steigende Anzahl an Menschen, die sich für eine vegetarische oder vegane Lebensweise entscheiden. Und genau darum geht es bei dieser Entscheidung.

Um eine Lebenseinstellung, die auf moralischen und ethischen Grundsätzen beruht. Wie also kann man als Vegetarier oder Veganer eine Partnerschaft mit einem Fleischesser führen? Und umgekehrt. Ist dies überhaupt möglich?

Vorurteile klären

Zunächst sollten sich beide Seiten Gedanken darüber machen, was für Fragen man sich stellt und welche Vorurteile man selbst und das Gegenüber vielleicht haben könnten. Viele Ängste kann man schon dann beseitigen, wenn man sich vorab informiert. Der Rest kann in einem klärenden Gespräch aus der Welt geschafft werden.

Auf der Seite der vegan oder vegetarisch lebenden Person tritt möglicherweise die Befürchtung auf, dass der Partner die Beweggründe nicht teilt oder im schlimmsten Fall nicht mal nachvollziehen kann. Studien haben jedoch ergeben, dass viele Fleischesser eine Lebensweise mit Fleischverzicht durchaus verstehen – seien es die ökologischen oder ethischen Gründe – es sind ganz andere Argumente, die sie von dieser Lebensweise abhalten. Eine weitere Angst ist oft die Annahme, dass der Partner sich niemals umstellen wird, was ein gemeinsames Leben, Kochen und Einkaufen auf Dauer natürlich erschweren könnte. Auch hier haben Studien jedoch schon gezeigt, dass Fleischesser in Beziehungen mit einem vegetarisch oder vegan lebenden Menschen viel Rücksicht nehmen, den Fleischkonsum sehr herunterfahren und teilweise sogar gänzlich auf Fleisch in den eigenen vier Wänden verzichten.

Die Fleisch essende Person fürchtet sich womöglich davor, von ihrem Partner dauerhaft belehrt und angegriffen zu werden. Noch immer herrscht in vielen Köpfen das Bild eines Plakat-schwingenden Veganers, der jede Gelegenheit nutzt, um eine Debatte zu starten und allzeit bereit ist, das Smartphone zu zücken, um das passende Video einer Schlachtung vorzuzeigen. Dass ein Veggie oder ein veganer Partner viel entspannter ist und jedem den freien Handlungsspielraum zugesteht, den er selbst erwartet, gilt dann zu beweisen. Die wohl größte Angst eines Fleischessers ist wohl der Gedanke, dass man künftig nicht mehr gemeinsam ins Restaurant gehen kann und dass das Essen einfach nicht mehr schmecken wird. Ein Restaurantbesuch, bei dem sich ein veganer Partner entsprechend etwas aussucht, oder ein gemeinsamer Kochabend Zuhause mit leckeren tierfreien Speisen, dürften schnell vom Gegenteil überzeugen. Denn viele Fleischesser haben schlicht noch nicht viel Erfahrung mit den Möglichkeiten der veganen oder vegetarischen Küche.

Wie verhalte ich mich als Veganer/Vegetarier?

War man bereits vor der Beziehung vegan oder vegetarisch, sollte man sich daran erinnern, warum man mit der Person zusammen gekommen ist. Oft verguckt man sich eben nicht in den Partner mit den höchsten Moralvorstellungen, sondern achtet auf den berühmten Funken, den Intellekt, das Lächeln oder ähnliches. Dann gilt, dass man Menschen so akzeptieren muss, wie sie sind. Ein absolutes No-Go ist, den Partner ständig belehren und zum Umschwenken bewegen zu wollen. Nicht weil es falsch wäre, sondern weil es keinen Erfolg bringt. Überzeugung entsteht immer von innen heraus. Den größten Erfolg hat man also, wenn man mit gutem Beispiel vorangeht und zeigt, wie einfach, lecker und facettenreich diese Ernährung sein kann. Die liebsten Rezepte für seinen Schatz zu kochen, bringt hier sicher viele Bonuspunkte.

Wie verhalte ich mich als Fleischesser?

Sollte sich die bessere Hälfte gerade frisch dafür entschieden haben, die Ernährung umzustellen und künftig auf Tierprodukte zu verzichten, ist es sehr wichtig, diese Entscheidung ernst zu nehmen. Sehr wahrscheinlich hat sich der Partner schon seit Wochen oder Monaten mit dem Thema beschäftigt und aller Anfang ist bekanntlich schwer. In einer glücklichen Beziehung sind Kompromisse das A und O. Genauso wichtig ist Unterstützung. Deshalb sollte unbedingt davon abgesehen werden, den Partner überreden zu wollen, doch einfach weiter Fleisch zu essen. Stattdessen sind ein lobendes Wort oder Anerkennung für die Disziplin in der Anfangszeit etwas Wunderbares. Und auch beim Essen mit Familie oder Freunden ist diese Unterstützung wichtig. Jemand, der plötzlich vegan lebt, wird vielen Kommentaren und Fragen begegnen. Und auch als Partner wird man eventuell gefragt: „Ist das nicht blöd für dich? Darfst du jetzt daheim nichts Leckeres mehr essen?“ Hier sollte man unbedingt Partei ergreifen, um dem Partner Halt zu geben, selbst wenn man sich selbst anders ernährt, indem man etwa sagen könnte: „Ich wusste vorher gar nicht, wie lecker vegane Gerichte sind“ oder „Ja, es ist aufwändig, umso größer ist mein Respekt für XY, wenn ich täglich sehe, wie er/sie sich da rein fuchst“.

Gemeinsam an einem Strang ziehen!

Letztendlich wird es am besten klappen, wenn beide Personen sich Mühe geben, die Lebensweise des anderen respektieren und gemeinsam schauen, wie sie Kompromisse im Alltag umsetzen können. Wer sich als Veganer ekelt, wenn in einer Pfanne am Vortag erst das Steak angebraten wurde oder mit dem Messer die Teewurst aufs Brot gestrichen wurde, sollte dies offen aussprechen. Getrennte Pfannen, Töpfe und Geschirr sind eine gute Lösung, um wiederkehrende Konfrontationen zu vermeiden.

Generell gilt es, Streitpunkte zu reduzieren, um bei diesem Thema nicht immer wieder anzuecken. Angelegenheiten wie Kochen oder Einkaufen sollten also geklärt werden. Die vegane Ernährung kann hier eine gute Grundlage sein, um nicht ständig doppelt kochen zu müssen. Und eine fleischige Beilage ist schnell gemacht.

Wenn beide Partner sich dann gegenseitig unterstützen und respektieren und wieder mehr auf das Kribbeln im Bauch achten, steht dem Glück nichts mehr im Wege.